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Was sind die Ursachen einer craniomandibulären Dysfunktion?

Mögliche Ursachen einer craniomandibulären Dysfunktion:

  • Veränderungen im Biss, hervorgerufen durch beispielsweise fehlende Zähne, zu hoch oder zu niedrig sitzende Brücken, Kronen, Inlays, usw.
  • Stress (psychosoziale Komponenten)
  • Traumatische Veränderungen der Halswirbelsäule oder der Kiefergelenke, zum Beispiel durch Stürze und Verkehrsunfälle
  • Operationen im Kopf- und Halsbereich
  • Durch Fehlhaltungen des Oberkörpers entstandene Ischiasreizungen und Schmerzen in der Lendenwirbelsäulenregion (Lumbalgien)
  • Übermäßiges Kauen auf Fingernägeln, Kaugummikauen usw.
  • Eine häufige Fehlhaltung des Kopfes, zum Beispiel durch Schlafen auf dem Bauch
  • Schlechte Sitzhaltung
  • Verlagerungen der Knorpelscheibe in der Kiefergelenkpfanne (Diskusverlagerungen)
  • Systemische Erkrankungen: beispielsweise die Entzündung mehrerer Gelenke (Polyarthritis)
  • Fehlbildungen in der Entwicklung

Kiefergelenk, Zähne, Zahnhalteapparate sowie die Muskulaturen von Kiefer, Zunge, Rachen und Nacken sind normalerweise harmonisch aufeinander abgestimmt. Unsere Zähne stehen über ein System aus druck- und schmerzempfindlichen Fühlern („Sensoren“) untereinander und über das Gehirn mit dem Kiefergelenk in Verbindung. Durch dieses System wird die exakte Bewegung des Kiefergelenks gesteuert, das Ganze wird als ein Regelkreis bezeichnet.

Ziel der Kaumuskulatur ist es, beim Zusammenbeißen möglichst viele Kontaktpunkte zwischen Zähnen im Ober- und Unterkiefer herzustellen, um eine möglichst effiziente und niedrige Belastung des gesamten Kausystems zu schaffen. Bei einer idealen Verzahnung ist der „Aufwand“ der Muskulatur am geringsten (physiologisch). Hier wird das biologische Prinzip „Ein Minimum an Aufwand erzielt ein Maximum an Leistung“ umgesetzt. Die Muskulatur wird nicht überstrapaziert und die Gelenke normal belastet.

Bereits bei Veränderungen im Mikrometerbereich (einem Tausendstel Millimeter) in diesem Zusammenspiel, wie der Veränderung einer Zahnoberfläche, versuchen die anderen Teile diese auszugleichen, um immer noch die maximale Anzahl von Kontaktpunkten zwischen allen Zähnen zu erreichen. Das gilt zum Beispiel auch beim Verlust eines Zahnes.

Veränderungen können also zu einer chronischen Fehlbelastung der Kieferschließmuskulatur führen, da diese versucht, die Fehlstellungen zu überwinden bzw. in ihrem System anzupassen. Das kann dann zu einer erhöhten Muskelspannung, Muskelvergrößerung (Hypertrophie) oder einfachen Muskelfehlfunktionen führen.

Das biologische Prinzip wird nicht mehr eingehalten: Das Kausystem hat einen höheren Aufwand bei unzureichender Leistung, die Effizienz geht verloren. Zunächst können Schmerzen in der Wangen- und Schläfenmuskulatur entstehen. Diese treten oft durch einfachen Fingerdruck beim Abtasten der Muskulatur in Erscheinung. Da dieser Bereich durch Nerven eng mit der Schädel- und Nackenmuskulatur verbunden ist, können die Beschwerden auf diese Regionen übergreifen.

Besonders wichtig bei craniomandibulären Dysfunktionen ist, dass die Muskelüberlastung auf Zähne oder ganz andere Stellen des Kopfes und Gesichts übertragen werden kann und dort zu Schmerzen führt (in der Fachsprache als Schmerzprojektion bezeichnet).

Hinzu kommt, dass bei manchen Menschen Stress und innere Anspannung unterbewusst auf das Kausystem übertragen wird. Die Folgen können zunächst Knirschen oder Pressen sein. Ein erhöhter Kraftaufwand bringt das fein abgestimmte System schnell an seine Grenzen und führt zu Muskelverspannungen. Bei Personen ohne solche Symptome, berühren sich die Zähne lediglich beim Kauen und Schlucken, über den Tag insgesamt etwa 15 Minuten lang. In der restlichen Zeit des Tages können sich die Kaumuskeln entspannen, die Zähne berühren sich nicht. Durch eine ständige, stressbedingte Anspannung im Kieferbereich verkürzt sich die Erholungszeit für die Muskeln.

Störungen in Körperregionen, die oberflächlich betrachtet nicht mit dem Kauorgan in Verbindung stehen, können ihre Ursache ebenfalls in Störungen des Kausystems haben („absteigende Belastung“) oder umgekehrt Störungen des Kausystems hervorrufen („aufsteigende Belastung“).

Dabei können zum Beispiel durch ungleiche Beinlänge und Beckenschiefstand entstehende Rückenschmerzen bereits behandelt und abgeklungen sein, die eigentliche Ursache kann dennoch eine craniomandibuläre Dysfunktion auslösen.

Der Grund für Symptome in anderen Körperregionen: Kiefer-, Kopf- und Gelenke im Beckenbereich sind durch Nerven miteinander verbunden. Tritt bei einem der Gelenke eine Fehlbelastung auf, können andere Gelenke schmerzen.